Zäh und immer zäher

lutz_groenlandBirgit Lutz ist freie Journalistin und Autorin, die sich in ihrer Arbeit ganz der Arktis verschrieben hat. Nach ersten Expeditionen auf Schiffen folgten zwei Ski-Expeditionen zum Nordpol. Ihr aktuelles Buch, das sie einen Expeditionsthriller nennt, heißt „Grenzerfahrung Grönland“ und berichtet von ihrer Durchquerung Grönlands von Westen nach Osten im Jahr 2013. 560 Kilometer auf Skiern, im Schlepptau einen Schlitten, der anfangs mehr wiegt als sie selbst. Hunderte Kilometer keine Menschenseele, nur weiße Fläche, Gletscher, der dem Auge keinerlei Anhaltspunkt bietet. Auf die körperlichen Herausforderungen hat sie sich ausreichend vorbereitet, die Ausrüstung ist top. Hightech mit Satellitentelefon als Notfallverbindung, GPS, Zugang zum Wetterbericht. Und dennoch die psychischen Herausforderungen hatte Lutz unterschätzt. Alles steht und fällt mit der Stimmung im Team. Die beiden Männer, mit denen sie loszieht, kennt sie aus Expeditionskreisen, gemeinsam auf Tour waren sie noch nie. Sie findet sich wieder mit einem Exzentriker, der im Zweifelsfall immer tut, was er will und aufgrund seiner körperlichen Überlegenheit gegenüber den beiden anderen einfach davonzieht, und einem netten Kumpel, der Konflikte meidet und lieber nachgibt. Thriller ist keine Übertreibung für das, was sich da im ewigen Eis abspielt. Trotzdem ist und blieb Birgit Lutz voller Abenteuerlust und steckt mit ihrer Begeisterung an. Es gibt nicht viele Frauen auf derlei Expeditionen, was sich auch im Angebot an entsprechender Bekleidung niederschlägt – Stichwort Pinkelpause. Meist ist Geschlecht aber kein Thema, vielmehr geben diverse Verletzungen oder Schmerzen, Unterschiede in der körperlichen und seelischen Belastbarkeit in dieser Extremsituation den Ausschlag.

Birgit Lutz: Grenzerfahrung Grönland. Mein Expeditionsthriller. 382 Seiten, btb Verlag, München 2014          EUR 20,60

erstmals erschienen in WeiberDiwan 01/2014