Schneewittchen

simukka_rotLumikki, deren Name auf Finnisch Schneewittchen bedeutet, ist zwar noch Schülerin, hat aber ihre eigene Wohnung seit sie in die Stadt gezogen ist, wo sie eine besondere Kunstschule besucht. Sie ist eine Einzelgängerin, die am besten allein zurecht kommt. Darum ist sie auch alles andere als begeistert, als sie von einigen MitschülerInnen in eine mysteriöse Geschichte hineingezogen wird. Alles beginnt mit einer wilden Party, drogenbeeinflussten Jugendlichen und einem Haufen blutgetränkter Geldscheine, die sie im Schnee finden und in einer absurden Aktion in der Dunkelkammer der Schule reinwaschen. Für reichlich Action ist spätestens gesorgt, als einige Kriminelle Lumikki verdächtigen, das Geld versteckt zu haben und versuchen, sie zu entführen. Für Lumikki bleibt schließlich nur die Flucht nach vorn und sie begibt sich in die Höhle des Löwen, um das Rätsel um das blutige Geld zu lüften. Doch hinter der Fassade des toughen Mädchens stecken traumatische Kindheitserinnerungen, Familiengeheimnisse werden angedeutet und auch von der ersten Liebe blieb nur die Erinnerung an einen Sommer mit der lebenslustigen Eisverkäuferin. Der Spannungsbogen ist mit „So rot wie Blut“ aber erst eröffnet, denn der Band ist Teil Eins einer Trilogie. Clever konsturiert, denn ich zumindest will unbedingt wissen, wer Lumikki wirklich ist und wie es ihr weiterhin ergeht!

Salla Simukka: So rot wie Blut. Thriller. Übersetzt von Elina Kritzokat. 281 Seiten, Arena, Würzburg 2014        EUR 15,50

erstmals erschienen in WeiberDiwan 02/2014

Das blaue Haus

Leonarda kommt regelmäßig mit ihrer Mutter in ein etwas unheimliches Haus zum Putzen. In einem Zimmer dieses Hauses liegt eine seltsame Frau im Bett, drumherum viele interessante Gegenstände, Malutensilien, ein großer Spiegel. Eines Tages kommen Leonarda und die Frau in Kontakt. Die Frau spricht nicht – sie ist sehr krank – aber sie schreibt Fragen auf. Leonarda ist traurig und durcheinander, weil ihre Schwester im Krankenhaus liegt und mit dem Tod kämpft. Die Frau scheint Leonarda zu verstehen und spendet ihr Trost. Doch das kann das Schicksal nicht aufhalten.

Mit Ausschnitten aus Frida Kahlos Gemälden gestaltet die Illustratorin Hilde Kramer ein eindrucksvolles Bilderbuch; in den Texten von Bjørn Sortland werden Ausschnitte von Kahlos Leben skizziert; ohne biografische Tatsachen aufzuzählen, entsteht dabei ein einprägsames Stimmungsbild. Am Ende des Buches finden sich Erklärungen sowie eine Aufstellung aller verwendeten Bilder Kahlos. Eine außergewöhnliche Art Kindern Kunstgeschichte näher zu bringen, die überzeugt.

Bjørn Sortland: Frida. Im blauen Haus meines Herzens. Illustrationen von Hilde Kramer. Übersetzt von Christel Hildebrandt. 48 Seiten, Benteli, Bern 2011            ab 9 J. EUR 18,00

erstmals erschienen in WeiberDiwan 02/2011

Short Cuts

Mich erinnerte dieses Buch – nicht nur im Titel – sofort an den Film Short Cuts (1993), etliche anfangs lose (Liebes-)Geschichten laufen hier gleichzeitig, berühren sich manchmal oder verbinden sich. Dass sich das Ganze großteils in der dänischen Provinz abspielt, macht es aber auch wieder originell. Die Erzählungen kommen direkt aus dem heutigen Teenageralltag – Handys, Casting-Shows und Computerspiele sind ständig dabei. Es geht viel um Verliebtsein, Ausgehen und Partys, aber auch Gewalt in Beziehungen. Das Ende ist dann auch richtig krimimäßig spannend. Bin ich froh, kein Teenie mehr zu sein, aber vor 20 Jahren hätte ich das Buch geliebt!

Mette Finderup: Love Cuts. Übersetzt von Maike Dörris. 254 Seiten, Beltz & Gelberg, Weinheim/Basel 2010 EUR 15,40

Ab 14 J.

erstmals erschienen in WeiberDiwan 02/2010

Ur pippig

Die Geschichte, dass Astrid Lindgrens Welterfolg „Pippi Langstrumpf“ beim größten schwedischen Verlag Bonniers seinerzeit abgelehnt wurde und dafür der weniger renommierte Verlag Rabén & Sjögren das große Los zog, kennen eingefleischte Pippi-AnhängerInnen natürlich längst. Für alle, die es noch genauer wissen wollen, gibt es jetzt das Ur-Manuskript, so wie es Lindgren ihrer Tochter zu Weihnachten schenkte und dann bei Bonniers einreichte, in Buchform. Wie das ausführliche Nachwort der Literaturwissenschafterin Ulla Lundqvist zeigt, ist dieser Text zwar gleich lang wie die schließlich veröffentlichte Version, aber zu 40% unterschiedlich, was sich durch Streichungen und Hinzufügungen neuer Szenen erklärt. Aber auch der Ton veränderte sich, Pippi wurde etwas weniger unverschämt, dafür etwas mitfühlender. Lindgren entwickelte in der Bearbeitung ihr schriftstellerisches Talent weiter, indem sie manche Passagen schlicht für Kinder leichter verständlich machte. Trotzdem gibt es in der Urfassung der Pippi einige nette Details, deren Verschwinden zu bedauern ist, so etwa die Szene, in der Pippi zu Tommy und Annika sagt: „Liebe kleine karierte Kinder!“. Amüsant zu lesen für alle erwachsen gewordenen Pippis unter uns, und ein Muss für alle Lindgrenbegeisterten.

Astrid Lindgren: Ur-Pippi. Übersetzt von Cäcilie Heinig und Angelika Kutsch. Kommentiert von Ulla Lundqvist. 176 Seiten, Oetinger, Hamburg 2007, EUR 15,40

erstmals erschienen in WeiberDiwan 02/2007