Terror in Schweden

ljungber_dunkelheit1940, Nordschweden. Ein Terroranschlag auf eine kommunistische Zeitungsredaktion erschüttert die Stadt Luleå. Im Herbst 1939 greift Russland Finnland an, das sich im darauf folgenden sog. Winterkrieg überraschend lange gegen den übermächtigen Gegner behaupten kann. Im Nachbarland Schweden versucht die Regierung mit allen Mitteln den neutralen Status aufrecht zu erhalten. Im Süden droht Deutschland, im Osten Russland, und aus Westen über Norwegen versucht Großbritannien ins schwedische Norrland vorzudringen, denn dort gibt es enorme Eisenerzreserven. Die Neutralitätspolitik gefällt nicht allen. Vor allem der Kommunismus wird als Bedrohung gesehen. In Luleå bildet sich eine Gruppe um einen rechts-konservativen Journalisten und den zuständigen Staatsanwalt, die in der kommunistischen Zeitung Norrskensflamman (dt. Nordlichtflamme) eine so große Bedrohung sehen, dass sie einen Sprengstoffanschlag auf die Druckerpressen der Zeitung planen und ausführen. Dabei sterben fünf BewohnerInnen des Hauses, das völlig zerstört wird. Ann-Marie Ljungberg hat sich diesen Stoff durch gründliche Recherchen angeeignet und versucht in Form eines Dokumentarromans aufzuzeigen, wie es zu diesem Anschlag kam, wie sich die beteiligten Männer radikalisierten. Auf Grundlage der Aufzeichnungen aus dem Gerichtsverfahren gegen die Täter rekonstruiert die Autorin die Monate vor dem Anschlag und die Gerichtsverhandlung in wechselnden Vor- und Rückblenden. „Lassen Sie uns doch ein Komitee bilden“, ist jener lakonische Satz, der unumkehrbar den Schritt von Unzufriedenheit zu Unrecht markiert. Sehr lesenswert!

Ann-Marie Ljungberg: Dunkelheit, bleib bei mir. Aus dem Schwed. von Eva Scharenberg. 208 Seiten, Weidle, Bonn 2016 EUR 23,20

erstmals erschienen in WeiberDiwan 02/2016